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Spiegelungen

14.08.2023

Wir müssen früh vom Terschellinger Wad aufbrechen. Dies hängt mit der Befahrbarkeit des Fahrwassers unter dem Blauen Balg zusammen. Wir dürfen hier nur in einem bestimmten Zeitraum vor und nach Hochwasser vorbei fahren, da es sich um einen Rastplatz für Vögel und Seehunde handelt.

Als um 07:00 Uhr der Anker gelichtet wird und wir die Segel hissen, treffen die ersten Schiffe aus Terschelling ein. Ich bin froh, dass meine Berechnungen stimmen. Am Morgen weht der Wind aus südlicher Richtung mit 4 Bft. Wir segeln halb- und vorwinds zum Blauen Balg. Die Sandbank ist heute leer. Die Vogelbrutzeit ist längst vorbei und die Robben sind auf der Jagd.

Wir haben mit den Segeln zu tun. 4 Bft ist nicht viel, aber mit den Kursanpassungen unter dem Blauen Bald sind ein paar Eingriffe nötig. Nachdem wir den Blauen Balg passiert haben, wollen wir einen südlicheren Kurs beibehalten. Der Wind hat auf Süd-Südost gedreht.

Wir müssen vorerst nicht nach Ameland fahren. Geplant ist ein trocknender Nachmittag mit einer Wattwanderung.

Zu Beginn des Borndiep versuchen wir, die höchstmögliche Höhe zu halten.

Wir wollen nördlich des Fahrwassers vom Schwarzen Hahn ankern. Doch durch den Gegenstrom auf dem Borndiep verlieren wir schnell an Höhe. Die Segel und Schoten müssen gespannt und angezogen werden. Sobald wir damit fertig sind, müssen wir schon einmal kreuzen. Weil wir das zusammen noch nie gemacht haben, schalte ich den Motor dazu ein. Zu viele Handlungen sind meiner Mannschaft im Manöver nicht bekannt.

Mit Motor können wir die Schwerter kontrollierter bedienen, die Steuertallie umsetzen auf die andere Seite und uns rechtzeitig auf den Kurs des neuen Raks konzentrieren.

So machen wir ein paar Schläge und versuchen wieder die Höhe zu halten. Jedes Kreuzungs-Manöver ist ein bisschen besser. Jedes Mannschaftsmitglied wäschst in seine Aufgabe: An den Schwertern, Mit dem Geien, und mit dem versehentlichen Fokstreichen und Schnell-wieder-hochziehens..

So haben wir Spaß, genießen die Lernmomente und wachsen als Crew der Woche zusammen.

Pünktlich erreichen wir die Sandbank, wo wir den Nachmittag die Einzigen sind, später spazieren gehen und noch später zu Abend essen. Die Ränder der Sandbank sind so hoch, dass wir in der Stille des Watts hören können, wie das Wasser wie bei einem Wasserfall davon fließt.

In derselben Stille hören wir, wie das Wasser mit einem anderen Geräusch später zurückkommt.

Sobald wir wieder Wasser unter dem Boden haben, lichten wir den Anker – zum zweiten Mal heute – hissen die Segel und fahren mit Vorwindkurs und der Gezeitenströmung weiter Richtung Ameland.

Es weht ein Südwestwind mit einer Stärke von 1 Bft.

Jan kann kaum glauben, dass wir wirklich segeln, aber es gibt Wind in den Segeln und das noch zwei ganze Stunden. Das Wasser ist spiegelglatt. Fast heimlich führt uns das aufkommende Wasser zu unserem nächtlichen Ankerplatz unterm Hafen von Ameland. Wir kommen an einer Sandbank voller Seehunde vorbei und beobachten zwei Schweinswale, wie sie die Stille und die Spiegelungen genauso genießen wie wir. Es ist fast dunkel, als wir ankern.

Es ist sommerlich warm heute Abend. Unter dem Sternenhimmel im August zählen wir Sternschnuppen, trinken Wein, bewundern die Milchstraße und die Reflektion des Meeresleuchtens, dass nun im August grün ist. 

Hinter uns liegt ein wunderschöner, besonderer und sehr ruhiger Tag.