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Leer an der Leda

09.06.2023

Im Museumshafen Schipper Klottje in Leer sind wir schon einmal gewesen. Auf dem Weg nach Greifswald war Leer unser erster Zwischenstopp. Auch diesemal wurden wir herzlich empfangen.

Wir können Wasser tanken, die Akku's aufladen und den historischen Stadtkern genießen, der hier zusammen mit der Mentalität einer alten Handelsstadt an den Gezeitenflüssen Ems und Leda im Grenzgebiet zwischen den Niederlanden und Deutschland erhalten geblieben ist. Um genau zu sein, liegt Leer nicht direkt an der Ems. Es gibt einen kleineren Fluss, die Leda, die von Osten her in die Ems mündet.

Neben dem Schiffbau war die Stadt für die Fischerei, den Tee und ihren Reichtum an Torf aus den umliegenden Torfmoorgebieten bekannt. Der Handel zwischen den Provinzen Groningen und Friesland muss hier groß gewesen sein. 

So hören und lesen wir historische Geschichten über das Leben im Hafen und darüber, dass ein segelndes Frachtschiff um 4:00 Uhr morgens mit Hilfe der Gezeiten Leer verlassen musste, um abends um 20:00 Uhr Groningen zu erreichen. 

Leer erleben wir als eine gastfreundliche Stadt. Alles ist leicht zu finden, der Fisch, den man essen kann, wird lokal gefangen und ist noch für einen kleinen Euro zu haben und auf dem Wochenmarkt bekommt man den ersten holländischen Käse tagfrisch. 

In Leer ist es endlich richtig Sommer. Das gibt mir die Gelegenheit, den Mast zu ölen, und weil ich ein Glückspilz bin, hilft Friedrichs' Mannschaft einen Abend lang mit, den Mast wieder zu stellen. 

Da ich bis zu diesem Moment nicht weiß, wer mich auf der letzten Etappe begleiten wird, bin ich sehr froh und dankbar für die Hilfe. Es gibt einige interessierte Mitfahrer, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Gründen unterwegs von Bord gehen müssen. Es ist eine Herausforderung, hierfür einen Zeitplan aufzustellen. Und obwohl der Mast schon steht, müssen das Großsegel noch angeschlagen und die Schoten noch eingezogen werden. Bei der enormen Hitze sollte ich nicht alles auf einmal machen wollen - und schon gar nicht alleine.

Mein Vater kommt am Donnerstagabend. Das hilft schon. Leonie kommt am späten Freitagabend am Bahnhof an. Martijn kann erst am Samstag aufsteigen. Samstag wollte ich eigentlich abreisen. Aber die Öffnungszeiten der Seeschleuse Leer und die Gezeiten passen nicht gut genug zueinander. Wir müssen nämlich nach Eemshaven und dafür brauchen wir den vollen Ebbstrom, weil wir nicht auf halber Strecke mit dem Gegenstrom des aufkommenden Wassers zu kämpfen haben wollen.

Ich habe inzwischen gelernt, dass es noch besser ist zu warten, bis wir alle Winde im Rücken haben. Das tun wir auch. Gemeinsam die Schoten anschlagen, für alle an der Segelwinde einmal üben mit dem Großsegel, Anlegemanöver besprechen, Wassertank voll für eine tolle Woche auf dem Watten - und ein Eis. Das gehört dazu!