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Lass es mit uns so gehen wie jetzt...

12.06.2023

Lass es mit uns so gehen wie jetzt, wenn es schlecht mit geht!

In aller Ruhe wachen wir auf unserer Muschelmotterbank auf. Um 7:30 Uhr verlassen wir unter Segeln unser Nachtquartier. Frühstück gibts erst, wenn die Segel gehisst sind. Mit Sonnencreme eingerieben, genießen wir den sanften Sommerwind und die salzige warme Wattluft.

Um das Groninger Wad zu überqueren, sind auch bei einem Tiefgang von 80 cm mindestens zwei Hochtiden nötig. Wir haben wieder alles mit: den Ost-Nordostwind mit 3-4 Bft, die Zeit und die Strömung. Deshalb nehmen wir die nördlichere Route und wollen heute Nachmittag auf Simonszand trocken fallen. Diese herrliche Sandbank und das weiche, warme, kristallklare Wasser (19 Grad Celsius) helfen uns, während der Mittagszeit das Niedrigwasser zu überstehen und darauf zu warten, dass die Segel wieder gehisst werden. Wir schwimmen, nehmen die Farben in uns auf und sind überglücklich mit dem Moment und der Magie dieses Ortes.

Ein Seehund beobachtet aus der Ferne unser Treiben. Eine blaue Qualle bewegt sich mit dem abgehenden Wasser entlang der Antilope.

Für einen Moment überkommt uns ein Gefühl des Surrealismus, bis jemandes Telefon klingelt.

Wir fragen uns, wie wir vier hier hergekommen sind und warum wir. Aber wir nehmen das Geschenk dankbar an. Ein paar Stunden trocken liegen, Mittagessen, spazieren gehen, schlafen, dem Watt lauschen... nirgendwo geht das so gut wie hier... – bis wir am Nachmittag erneut im untiefen Wasser treiben und Segel und Anker wieder hoch gehen.

Eine Sandbank südlich von Schiermonnikoog ist unser Tagesziel. Aber es geht nie darum, das Ziel zu erreichen.

Wenig später fahren wir unter der östlichen Landzunge von Schier hindurch, einem Naturschutzgebiet, in dem Ankern und an den Grund laufen verboten sind.

Die helle Reflexion der Nachmittagssonne auf dem geschützten Stück Dünenlandschaft lässt uns denken, dass wir an einem Strand von einem Werbefoto entlang segeln. Ungefähr vier oder fünf verschiedene Gruppen von Wattvögeln bleiben am Strand sitzen oder fliegen gemeinsam auf, als sie die Geräusche eines segelnden Plattbodens hören. Vor uns spielen etwa 30 bis 40 Seehunde im Wasser.

Wir müssen weiter in westliche Richtung. Der Wind hat etwas weiter nach Norden gedreht, ist aber genauso stark wie heute morgen. Das wird eine kleine Am-Wind-Etappe mit aufkommendem Wasser, bevor wir die Schoten fieren und die Reise nach Süden über die Untiefe von Brakzand fortsetzen können. Die Betonnung einer ehemaligen Fahrrinne wurde entfernt, aber mit der digitalen Karte und guter Sicht sollte es funktionieren. Das Wasser steigt noch. Die Karte zeigt an, dass wir mit einer kleinen Chance an den Grund zu laufen, darüber kommen sollten.

Jeder bekommt seine Aufgabe, so dass wir die Untiefe überqueren können... Leonie lotet die Tiefe mit dem Bootshaken. Martijn übernimmt die Navigation. Mein Vater steht bereit an den Schwertern und ich steuere. Mit einer Geschwindigkeit von 3,5 Knoten sucht die Antilope sich vor dem Wind ihren Weg über das Watt. Es ist spannend. Das Wasser ist nur 80 cm tief. Aber wir segeln, ohne an den Grund zu laufen mit unverminderter Geschwindigkeit drüber hinweg.

Am Abend fällt der Anker auf Brakzand und wir sehr zufrieden in unsere Kojen.