Intro Photo

Der Weg bleibt das Ziel

06.11.2022

Es stellt sich heraus, dass nicht das Erreichen gesetzter Ziele wichtig ist, sondern was man auf dem Weg dorthin lernt, wem man begegnet und wer mitkommt!

Heimlich bin ich zwischen dem 24. Oktober und dem 6. November 2022 mit einer kleinen Mannschaft von Golm an der Havel nach Greifswald gefahren. Wir passierten noch einmal das Schiffshebewerk, fuhren zu Berg auf einer Wasserstraße, in die wir regelmäßig herunter geschleust wurden und sind von den Hafenmeistern im Oderberger Land und in Stettin herzlich empfangen worden.

Die Oder ist ein fantastischer Fluss und der Nebel am Stettiner Haff, sowie die Wasserstraße daselbst sollte man nicht unterschätzen! Mit allen Wetterphänomenen, unbekanntem Fahrwasser, einer neuen Mannschaft und atemberaubender Natur war es eine fantastische Reise, die ich demnächst ins Logbuch aufnehmen werde.

Vielen Dank für Eure Geduld meines Rückstandes betreffend!

Heute um 15:40 Uhr haben wir an der Museumswerft am Ryck festgemacht.

Bereits in Wiek, dem kleinen Fischerdorf vor Greifswald, wurden wir von unseren Winternachbarn, den Seglern des Cargo Logger Lovis herzlich empfangen und warteten, dass sich die Brücke heute noch drehen würde. Ob wir mit essen wollen, weil noch etwas übrig sei...?!? Natürlich wollen wir! Der Wind hat uns ordentlich durchgeweht.

Ich bin dankbar für die Gastfreundschaft auf der Lovis und den Moment der Begrüßung in einer Gruppe von Leuten, die gemeinsam ein Schiff bewegt und wo sich die Menschen die Zeit nehmen, unserem Was, Wie und Warum zuzuhören. Dass die Leute fragen, wie alt die Antilope ist, wo wir herkommen und mit einem Blick in die Augen des anderen wissend, was es bedeutet, hierarchiefrei ein Schiff zu segeln.

Meine Schwester und ich machen nach einem Tag auf dem Greifswalder Bodden bei einer Windstärke von 5 Bft und 7 Grad Celsius fest. Die Wellenhöhe betrug bei jeder siebten bis neunten Welle maximal 1,5 m. Erst fuhren wir vor dem Wind, danach hatten wir circa 3 Stunden lang Gegenwind. Für die Antilope sind das ziemlich große Wellen. Man spürt die Vibrationen des Rumpfes. Das Vorschiff ist klatschnass.

Ich selbst bin erstaunt, dass ich als Skipper Wissen, Fähigkeiten und Erfahrung aufgebaut habe, um hier auf dem Bodden bei diesen Bedingungen buchstäblich drüber knallen zu können und zu wissen, was ich tue und was ich lieber nicht tun sollte.

Da ich hier mit meiner zweiköpfigen Mannschaft kein Sturmsegel hissen kann und will, müssen wir eben mit Motor ausharren. Gegen den Wind und bei hohen Wellen sind 3 Knoten kurzzeitig unsere Höchstgeschwindigkeit. Das ist auch dadurch bedingt, dass die Schiffsschraube nur auf dem Wellenberg im Wasser Kraft auf die Fortbewegung ausüben kann. Der Kurs ist aber trotzdem gut zu halten. Ich bin froh, dass mein Motor nicht kleiner ist, als das was im Maschinenraum steht. Die Sicht ist gut und Wolgast Traffic hat uns ständig auf dem Schirm, danke dafür! Wir fühlen uns sehr willkommen und obwohl wir heute das einzige große Segelschiff auf dem Bodden waren, wurden wir genau beobachtet.

Ich lehne mich zurück und kann alles erlebte auf dieser Reise noch nicht begreifen.

Hier in Greifswald, so hatte ich irgendwann in diesem Frühjahr beschlossen, wollte ich eine Weile bleiben. Eine unglaubliche Reise mit den außergewöhnlichsten Momenten liegt hinter mir. Trotzdem fühle ich mich gerade verloren..

Es stellt sich eben zum wiederholten Male heraus, dass nicht das Erreichen gesetzter Ziele wichtig ist, sondern was man auf dem Weg dorthin lernt, wem man begegnet und wer mitkommt!