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Kanalkilometer 175-174: Hackebeil!

19.05.2023

Heute Morgen ist es überraschend ruhig an der Schleuse Anderten. Wir rufen den Schleusenwärter an und können in einer Stunde einfahren. Nach dem Frühstück bereiten wir uns auf den Hochgeschwindigkeitslift vor. Die Schleusenkammer ist 214 m lang und 12 m breit. Den Höhenunterschied von 14,7 m überwinden wir innerhalb von 20 Minuten. Ihr ahnt es schon: Es geht hinab!

Für solche Fälle haben wir uns diesen Winter eine Axt angeschafft. Denn wenn etwas schiefgeht, bleibt einem nur eine Möglichkeit, bevor das Schiff schief in der Schleusenkammer hängt: Die Leinen durchhacken.

Wir besprechen das Manöver durch. Petra und Gabi stehen mit der übergroßen Häkelnadel auf dem Vordeck und warten, dass es losgeht. Ich bin hinten. Wir machen Steuerbord fest. Hinter uns fährt ein Binnenschiff ein, aber wir sind vorne. Wir werden in drei Stufen geschleust. Es geht ganz schön schnell runter.

Petra und Gabi denken, dass ich die Axt nicht brauche und haben sie mit aufs Vordeck genommen.

Ich bin ziemlich damit beschäftigt, die Leinen um und um zu legen. Einmal bleibt eine Leine am Poller des Schiffes klemmen. Die Antilope bewegt sich noch einmal Richtung Schleusenwand und es ist grad genug Federung in der Leine, um sie los zu machen. Das ist ein Schreckmoment. Die Axt liegt natürlich vorn.

Die Leine hängt bereits 1,50 m über dem Deck in der Wand. Ich befestige die bereits vorbereitete Leine am Schiff und versuche, die andere Leine zu lösen. Ohne Erfolg. Wir bewegen uns weiter nach unten. Ich muss jetzt mit einer anderen Leine weitermachen.

Die Schlaufe, die ich nicht lösen konnte, hängt noch immer in der Schleusenwand. Irgendwo gibt es einen zweiten Bootshaken. Sehr praktisch, wenn man auf einer solchen Reise zwei davon dabei hat. Der Haken ist 3,5 m lang.

Ich komme gerade noch ran. Ein Glück! Die Leine bleibt an Bord!

Alles gut gelaufen. Aber ich merke, dass ich bei dieser Schleusengeschwindigkeit und Höhe lieber zu Berg geschleust werde.

Ich bezweifle, dass ich das Seil mit der gleichen Kraft und Entschlossenheit hätte durchhacken können wie unsere Feuerwehrfrau Gabi. Vielleicht das nächste Mal mit einem alten Tau üben...