Steuerfrauen unterwegs...
15.09.2022Die nächsten beiden Routen werden wir mit der selben Mannschaft zurücklegen. Ursprünglich waren die Strecken von Bremen nach Wolfsburg (Strecke 3) und von Wolfsburg aus in einen kleinen Ort an der Havel bei Berlin (Strecke 4) geplant. Da die Wasserstraßen unterschiedliche Charaktere haben und die Menschen an Bord die gleichen bleiben, versuche ich, Zahlen zwischendrin einzubauen und je nach Haltepunkten, Tankstellen und Überraschungen Infos zu Wasserstraßen und Kunstwerken zu geben. Ich merke, dass wir so viel erleben, dass es schwierig ist, alles aufzuschreiben und gleich im Blog festzuhalten.
Übrigens, ich sollte eigentlich sagen, wir fahren mit derselben Frauschaft, denn wir sind vier Damen: Petra, Gabi, Meza und ich werden die Antilope bis zur Stadtgrenze von Berlin bringen. Meza hatte in den letzten Tagen schon etwas Zeit, sich ans Schiff zu gewöhnen. Petra und Gabi heuern in Bremen an.
Schnell wird klar, wer was kann und will. Als Feuerwehrfrau und erste Löschmeisterin mit Ausbildung zur Wartung von Dieselgeneratoren ist Gabi auch Maschinist. Mit ihrer Expertise im Tauwerfen ist sie Steuerfrau in Spe! Petra ist hauptsächlich Schiffsköchin und mischt ein bisschen bei den Fendern mit. Taue werfen wird langsam angelernt. Meza weiß ihre Rolle als Steuerfrau auf dem Vordeck perfekt auszufüllen und ist ein nautischer Tausendfüßler. Entscheidungen, die unsere Route und Manöver angehen, bespreche ich mit Meza. Die Küche überlassen wir Petra und Gabi und freuen uns, dass abends das Essen fertig ist, wenn wir den Motor abstellen.
Die letzten Flusskilometer auf der Weser als Gezeitenfluss liegen vor uns. Wir passieren die Bremer Innenstadt und das Weserstadion. Wir lassen Kellog's an Backbord und die Beck's Brauerei an Steuerbord. Dann fahren wir in die erste von insgesamt 7 Schleusen auf der Weser ein. Die Middelweser beginnt hier, bei der Bremer Schleuse. Wir haben nun 140 km auf diesem wunderschönen, Fluss vor uns, der durch Staustufen korrigiert wird. Ein aufgestauter Fluss bedeutet, dass wir uns nicht mehr mit Gezeiten auseinandersetzen müssen. Wir können einfach losfahren, wenn wir müssen oder wollen und müssen nichts mehr berechnen.
Laut unserem Buch verspricht die Landschaft naturbelassen zu sein und wir haben einige enge Meander zu bewältigen, in denen wir uns auf dem UKW-Kanal 10 melden müssen, wenn wir zu Berg fahren.
Wehre wurden in die alten Flussarme gebaut. Diese Flussarme werden von den Schleusenkanälen umgangen. Die Bojen auf der Weser sind im Dunkeln nicht beleuchtet. Anlegen und Ankern ist in alten Flussarmen im Oberwasser eines Wehrs möglich. Wir haben etwa 2 Knoten Gegenstrom. Manchmal ist es etwas mehr und manchmal etwas weniger.
Wir sind gespannt auf das Abenteuer Weser.
Noch Bremen verlassend, bemerken wir, dass der Herbst bald beginnt. Wir müssen die ersten Schauer seit meiner Abfahrt in Den Helder durchfahren und haben immer dicke graue Wolken vor oder hinter uns. Die Bäume sind noch grün. Aber die ersten Blätter wehen übers Deck...