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Kanalkilometer 102: Verkehrsknotenpunkt Minden

22.05.2023

Für die letzten 48 km bis Minden nehmen wir uns Zeit. Hinter Hannover verändert sich die Landschaft. Wir befahren die Ausläufer des Weserberglandes. Die Natur wird stärker, wilder und grüner. Es riecht nach Raps und Weißdorn.

Wir nähern uns dem Verkehrsknotenpunkt Minden, wo Gabi, Petra und ich noch ein paar Tage Zeit haben, die Stadt zu besichtigen, bevor die Damen nach Hause fahren. Dann habe ich etwas Ruhe, um die kommende Route zu planen. Was den Liegeplatz für eine Woche angeht, ist es eine kleine Herausforderung. Aber hier an der Schachtschleuse und dem Verkehrsknotenpunkt wäre Minden nicht Minden, wenn sich nicht etwas vereinbaren ließe.

Wir legen an am Steg für kleine Fahrzeuge. Streng genommen ist dies nicht erlaubt, weil wir ein großes Schiff sind. Aber wir sind auch keine Berufsfahrt. Deshalb darf ich nicht alles. Für die Binnenschifffahrt wurden Zählerkästen eingerichtet. Nicht für die Sportboote. Man kann Wasser tanken, jedoch mit einer Wertkarte. Dieses ist beim WSA (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt) erhältlich. Dies ist die deutsche Behörde für die Instandhaltung der Wasserstraßen und die Funktionsfähigkeit des Verkehrs auf dem Wasser. Hier kann man sich registrieren, wenn das Schiff eine europäische Identifikationsnummer hat. Dann bekommt man einen Pass und kann entlang des gesamten Mittellandkanals Wasser tanken und Strom beziehen, wo es Stromkästen gibt.

Cool!

Ich habe den Pass bei der WSA besorgt. Jetzt müssen auf den Herrn warten, der die Erlaubnis für einen Liegeplatz bis Sonntag geben kann. Wir können einen Platz wählen, der für uns günstig ist, an dem wir aber die Binnenschifffahrt nicht behindern. Zufälligerweise steht vor mir ein Schiff mit niederländischer Kennung, Orion. Ein kurzes Gespräch mit dem Kapitän und es stellt sich heraus, dass er auch eine Woche in Minden bleiben möchte. Wir können also ganz dicht hinter ihm liegen.

Der Herr des WSA wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt in Minden.

Bevor wir das Schiff zu unserem Liegeplatz für diese Woche fahren, steht plötzlich die Polizei neben der Antilope. Unser Motor läuft warm. Gabi und Petra haben für das Havenmanöver bereits die Schwimmwesten an. Die Polizei sah, wie wir in den Hafen einfuhren. Ob wir auch ein solches Siegel erhalten haben, dass unser Schiff in Ordnung ist.

Ich frage mich, was der freundliche Herr meint.

Polizeikontrolle! Der Motor geht wieder aus. Führerschein, Schiffspapiere, Identitätsnachweis... Ich hole, was ich habe, nebst Schifferdienstbuch und Fahrzeitenbuch, UKW-Funkzeugnis und dem CvO. Der Herr will mit allen Papieren im Auto sitzen, weil es anfängt zu regnen. Er fragt, ob wir freiwillig die Rettungswesten tragen. Ich erkläre, dass wir dazu verpflichtet sind, weil wir keine Reling haben.

Die deutsche Wasserpolizei kennt diesen Schiffstyp nicht. Mit Stolz erzähle ich Ihnen von der Niederländischen Flotte und den Vorschriften für Schiffe über 20 m auf Binnenwasserstraßen. Die Polizei hier ist nicht mit den großen Schiffen vertraut und weil der Herr sieht, dass wir gut informiert sind und verpflichtet sind, drei Rettungsringe an Bord zu haben, die wir auch haben, bekommen wir schnell unsere Papiere zurück. Möglicherweise fällt die Binnenschifffahrt außerhalb seines Verantwortungsbereiches.

Die Stimmen der Menschen am Wasser klingen neugierig, freundlich und erfreut über den Besuch eines so schönen Schiffes, sowohl bei der Polizei als auch beim WSA und der Flussleitstelle Minden.

Vielen Dank, dass Sie uns so herzlich willkommen geheißen haben!