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Havel-Oder-Wasserstraße II

24.10.2022

Vor drei Wochen sind wir diesen Wasserweg gefahren. Jetzt fahren wir ihn wieder. Langweilig, werdet Ihr denken. Aber nee... - mittlerweile ist es wirklich Herbst geworden. Die Bäume entlang der Ufer sind kunterbunt. Die Tage werden merklich kürzer. Wenn wir jetzt eine Stunde später als geplant aufbrechen, werden wir unser Tagesziel wahrscheinlich nicht erreichen und müssen in die Dunkelheit fahren.

Die drei Wochen Ruhe, die ich mir nahm, waren notwendig. Ich habe eine neue Crew zusammengestellt, neue Geduld aufgebaut. Eine komplett neue Mannschaft braucht immer etwas mehr Zeit am Anfang, um sich an das Schiff und aneinander zu gewöhnen. Ich bin froh, dass wir alle offen für Abenteuer sind und nicht in Unbekanntheit fest laufen; dass wir offen sind für die Geschichten anderer; dass sich die Ungewohntheit schnell als nur kleine Schwelle für alle entpuppt.

Diesel und Wasser auffüllen. Lebensmittel an Bord, die heute von den Matrosen arrangiert werden... Die Herbstsonne trägt zu einem freundlichen Tag auf dem Wasser bei.

Am 24. Oktober 2022 um 15:00 Uhr reisen wir ab. Ab Golm fahren wir ein Stück auf der Havel und später wähle ich den Havelkanal, weil er kürzer ist. Wir haben einen straffen Zeitplan, wenn wir in sieben Tagen in Greifswald sein wollen. Einige Yacht-Segler haben gesagt, dass es von Berlin bis zur Ostsee vier Tage dauern wird.

Ich rechne damit dass wir es nicht schaffen werden.

Schon am ersten Tag fahren wir ins Dunkel. Ein bisschen Industrie links und rechts ist noch wunderschön von der untergehenden Sonne beleuchtet. Da die Kanäle aber später nicht mehr beleuchtet sind, orientiere ich mich am Spiegelbild des Himmels auf dem Wasser. Die Ufer sind dicht mit Wald bewachsen. Manchmal sind die Schatten der Bäume sehr hoch. Meine Matrosen auf dem Vorschiff beleuchten das Fahrwasser ein wenig mit den Lampen die wir haben. Mit angemessener Geschwindigkeit erreichen wir unseren Schlafplatz.

Nachdem wir an der Schleuse von Schönwalde geschlafen haben, lassen wir die Schuten von Göring auf der Steuerbordseite und das Elektrostahlwerk von Hennigsdorf auf der Backbordseite. Weiter geht die Fahrt durch die Schleuse Lehnitz ins Oderberger Land und Richtung Schiffshebewerk.

Mit viel Glück hoffen wir, durch den neuen Lift fahren zu können, der am 4. Oktober eröffnet wurde. Vor uns liegt das letzte Stück der gesamten Strecke: Die Oder, das Stettiner Haff und der Greifswalder Bodden.