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Wo das Schiff strandet, ist wo das Schiff strandet...

04.09.2022

... und so lange ist alles im Lot ...

Am nächsten Tag segeln wir von Engelsmanplaat zum Hafen von Schiermonnikoog. Hier kommen wir nur bei Hochwasser herein. Wir müssen den Hafen zweimal anlaufen. Wind und Strömung sind zu stark, das Fahrwasser zu eng, der Hafen zu unbekannt...

Beim zweiten Anlauf klappt es. Wir parken genau dort, wo wir parken wollen. Das funktioniert nur gemeinsam und mit der Bereitschaft aller, meinen Kommando's zu folgen. Wenn ich auf diesen Moment zurückblicke, wird mir klar, dass dies bisher der einzige Moment in dieser Woche war, in dem die Mannschaft keine Zweifel an meiner Entscheidung hatte und bereit war, die erteilten Aufgaben auszuführen.

Ich frage mich, ob ich vorher die Aufgaben nicht verteilt hatte?!

Ein paar Stunden später liegen wir im Hafen trocken.

Ruhe und schwarzer Modder machen sich breit...

Ein guter Moment, um über das Gelernte und Geschehene nachzudenken: Was haben wir übereinander gelernt und was voneinander: Über das Vertrauen in die Mannschaft, in das Wissen jedes einzelnen, in die Zusammenarbeit, in die Zeit, die es braucht, ab dem Moment, in dem die Idee zum Segel streichen entsteht bis hin zur Ausführung, ohne gefährliche Situationen zu schaffen...

Eine gemeinsame Reflexion am Abend zeigt, dass nicht alle Entscheidungen der letzten Tage gut waren. Spannung ist entstanden. Ich hoffe, dass eine kleine Auszeit auf der Insel allen Raum zum Ent-spannen gibt.

Wie soll ich mich darin positionieren...?? - Ich suche noch. Mir fehlen selbst gerade die Fäden zum dran ziehen. 

Ich bin Skipperin und Eignerin der Antilope. Ich kann natürlich Befehle erteilen. Aber ich bin nicht die beste Seglerin. Ich kenne das Schiff und das Fahrwasser, aber ich kann mein Schiff nicht alleine segeln. Dafür brauche ich eine Mannschaft und suche nach Möglichkeiten, die die Spannung abbauen. Schließlich liegt die letzte Verantwortung für mein Zuhause, für das Schiff, die Sicherheit der Matrosen und der Schiffe um mich herum bei mir.

Unzufriedenheit steht als unerwünschter Gast im Raum.

Wenn wir wegfahren müssen, müssen wir wegfahren von einer Sandplatte, sonst liegen wir noch einen Tag trocken, wo wir nicht trocken liegen wollen. Ich versuche zu verstehen, was die Mannschaft braucht, warum es nicht ausreicht, eine Abfahrtszeit anzugeben, um pünktlich abzureisen...

Wir streunen durch die Dünen von Schier, durch die einzigartige Salzwiesenlandschaft. Antworten liegen hier nicht. Aber es gibt Eis.

Das Wad fordert uns heraus.


Das Foto unter Segeln wurde von Wander auf Ameland aufgenommen.