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Wie die Gezeiten

13.06.2023

Der Tag-Nacht-Rhythmus ist uns völlig entglitten. Ebbe und Flut haben die Schiffsuhr übernommen. Heute müssen Thomas und Martijn von Bord.

Thomas muss schon nach Hause und Martijn muss morgen ins Krankenhaus nach Groningen und kommt dann wieder zurück, um die Reise mit Leonie und mir fortzusetzen.

Gestern haben wir die Route so geplant, dass wir mit dem heutigen Morgenhochwasser problemlos den Fischerei- und Yachthafen von Lauwersoog erreichen können. Am Morgen können wir etwas länger schlafen und noch vor Anker frühstücken. Dann geht es eine halbe Stunde auf Motorkraft weiter, bevor wir den Hafen von Lauwersoog anlaufen. Hier erfahren wir auf den Infotafeln der Naturschule alles über die Netzfischerei vom Steg aus.

Ausserdem auf unserer Liste: Trinkwasser bunkern, im Fischrestaurant zu Mittag essen, Müll wegbringen, alle Klamotten von Papa zum Auto...

Ein schöner Abschluss eines Wattwochenendes für meinen Vater! Für uns ein herrlicher Auftakt einer schönen Woche im Wattenmeer! Denn hier, zwischen Schiermonnikoog und Lauwersoog, beginnt das Abenteuer erst noch...

Leonie und ich warten im Hafen von Lauwersoog auf den Gezeitenwechsel. Wir haben beschlossen, heute Abend in den Hafen von Schiermonnikoog überzusetzen, um dort morgen auf Martijn zu warten. 

Mit aufkommendem Wasser nimmt der Wind zu. Es stehen 5-6 Bft aus Ost. Am Abend nimmt der Wind mit Böen von 7 Bft weiter zu. Aber dann sind wir schon längst im Inselhafen.

Wir wählen die Route durch die Rinne von Braksand. Die Segel bleiben unten. Steigendes Wasser und der Ostwind machen es uns schwer, vom Steg wegzukommen. Am Bug drückt uns die Strömung mit fast 3 Knoten gegen den Steg und am Heck der Wind.

Der zweite Versuch gelingt, als ich die Antelope rückwärts in den Windschatten des gegenüberliegenden Deiches ziehe. Nochmal Vollgas gegen die Strömung um die Kurve und... Hey, Wattenmeer, wir kommen! 

Natürlich überqueren wir etwa 15 Minuten lang das Fahrwasser, wo Wind gegen Strom steht. Aber in dem Moment wo wir auf die Sandbank auffahren, wird es ruhiger. Die Wellen sind kleiner, weil sie den größten Teil der Sandbank bereits passiert haben, und die Strömung ist geringer als im Hauptfahrwasser.

Dennoch ist sie nicht sofort tief genug. Auf halber Strecke der Sandbank laufen wir auf Grund. Ich drehe die Antilope in den Wind und lasse die Schwerter sacken. Fünfzehn Minuten später ist genug Wasser da und wir nähern uns bei Hochwasser dem Hafen von Schiermonnikoog.

Im Innenhafen machen wir mit auflandigem Wind am Pier fest. Nicht die einfachste Übung, aber ich habe das schon mal gemacht. Leider fehlen uns ein paar Hände, aber ein Fender vorn und einer achtern und die Holzpfosten an der Vorseite des Stegs fangen uns auf.

Als ich festmache, ruft Martijn an, um uns zu sagen, dass wir besser nicht im Hafen von Schier liegen sollten, denn die Vorhersage für unsere geplante Abfahrt morgen Abendist 6 Bft mit Böen von 7 Bft. 

Nun ja... - es ist zu spät. Wir liegen schon fest.