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Wie Cees an Bord kam...

28.06.2022

Mein Schiffskater Cees hat mir in den letzten Jahren viel Inspiration und Liebe gegeben.

Heute ist er verstorben.

Dadurch, dass er mit mir an Bord lebte und ich all seine Abenteuer miterlebte, entstand die Idee, ein Buch zu schreiben. Da immer viele andere Dinge wichtiger waren, ist das Buch noch nicht geschrieben. Doch Geschichten gibt es zuhauf.

Wer weiß, wie aktiv eine Katze sein kann, der weiß auch, dass ich wahrscheinlich nur ein Drittel seiner Abenteuer kenne. Denn eine Katze erlebt vieles ungesehen. Wie Cees zu mir an Bord kam, habe ich aufgeschrieben und den Text auf meinem privaten Account in den sozialen Medien veröffentlicht. Damals wusste ich noch nicht, dass dies wahrscheinlich Kapitel 1 sein würde in Cees' Memoiren:




"Wie Cees an Bord kam ..."

Darf ich vorstellen: Das ist Cees. Er lebt seit Sonntag bei mir.

Er kommt mit Umzugskartons, die etwa 45 Kilo wiegen. Die ersten drei Tage bleibt er - traumatisiert von der Reise - unter meinem Bette.. - nur zur Sicherheit! Seine Toilette hat er schnell gefunden, sein Essen auch - so traumatisiert kann er jetzt auch nicht sein - denke ich, während ich im Dunkeln wach in meinem Bett liege und die Geräusche eines Katers höre, der sein neues Revier erkundet.

Wenn ich nachmittags von der Arbeit nach Hause komme, freut er sich, dass jemand da ist. Aber er merkt schnell, dass ich doch nicht seine alte Familie bin. Beißen also ...

Während Cees sich an sein neues Zuhause gewöhnt, frage ich mich, warum ich zugestimmt habe. So eine bedingungslose Bindung mit einem beißenden Kater, der 45 Kilo dabei hat und nachts mit viel Lärm im Boot auf und ab rennt.

Seinen Rucksack habe ich schnell etwas verkleinert. Er mag keine synthetischen Katzendecken. Zum Glück! Ich habe auch seinen Harnisch und seine Leine versteckt. Er kommt sowieso nicht aus seinem Versteck bis er selbst dazu bereit ist. Und meiner Erfahrung nach sollte eine Katze nicht an der Leine geführt werden.


Gestern war ich auf der Arbeit und dachte auf dem Nachhauseweg bei mir: Vielleicht ist er ja durch eines der Bullaugen abgehauen... Vielleicht ist er gerade auf dem Weg nach Friesland, wo er hergekommen ist. Er wird sicher durch das Grüne Herz der Niederlande streunen und findet einen schöneren Platz als bei mir... Dann bin ich mit einem Schlag die Nachbarskatzen los, die ihn jetzt schon nachts besuchen, in der Schiffs-Isolation spielen und mich wach halten.

'Warum habe ich zugestimmt?' es rast durch meinen Kopf. Ich komme nach Hause und hey... er ist noch da. Gott sei es gedankt! Offenbar will er bleiben.

Also lasse ich Bullaugen und Luke tagsüber offen. Cees ist eine Landkatze. Er versteht noch nicht, dass er hoch muss, wenn er raus will. Für den Anfang ist das ganz praktisch. Er geht erst raus, wenn er bereit dazu ist. Ich muss sagen, dass ich ihn für einen Kater von fünf Jahren etwas hilflos finde. Aber wir kennen uns noch nicht so gut und er fährt nicht jeden Tag so weit wie letzten Sonntag.

Er war auch noch nie auf einem Schiff und muss sich erst daran gewöhnen...



Heute Abend steht die Luke offen. Es ist Ende Juni und schon dunkel. Cees erinnert sich, wie man Treppen benutzt und sieht die Sterne. Neugierig springt er ins Gangbord. Ich kümmere mich um meinen Abwasch. Es ist still.

Plötzlich... platsch... nee, oder?? Jetzt schon?? Warum springt er in der pechschwarzen Nacht über die Reling ins Dunkel??

Gesprungen ist gesprungen. Und siehe da, Cees kann schwimmen!! Wie bekomme ich ihn jetzt da raus??

Die Nachbarn haben alle paar Meter Taue ins Wasser gehangen, damit die Katzen heraus klettern können, wenn sie mal ins Wasser fallen. Cees kennt keine Taue. Ich gehe zu einem der Holzpoller, die im Wasser stehen und an denen mein Schiff festgemacht ist. Cees kennt seinen Namen und schwimmt zu mir. Er kann auf Bäume klettern. Also klettert er am Holz hinauf. Oben auf dem Holzpoller ist ein weißer Stahldeckel angebracht, damit das Holz nicht spaltet. Cees will drauf klettern, aber er ist nass. Ich sehe, wie seine starker Pfote versucht, sich am glatten Stahl hinauf zu ziehen. Für eine Sekunde sehe ich Hoffnung und Erleichterung in seinen Augen, dass er fast da ist... Ich höre das Geräusch seiner Krallen auf dem Stahl. Im nächsten Augenblick rutscht er schon...

Platsch... nee, oder?? Können Katzen auch tauchen? Oh, Ja! Sie können!


Cees findet die Kabbelatte am Schiffsrumpf unterm Schwert. Da die Antilope im Moment nicht so tief steckt, ist es der perfekte Ort, um sich eine Weile auszuruhen. Breitpfotig hängt Cees mit dem Oberkörper am Holz. Das gibt mir einen Moment Zeit, um die Rettung einzuleiten. Über die Kollisionsklampe zur Kabbelatte halte ich mich mit einer Hand am Schiff fest. Die andere Hand habe ich frei für den Kater... - hoffentlich beißt er jetzt nicht.. - Ich klettere, packe ihn und werfe ihn zurück an Deck. Der Kater ist nass. Ich auch. Naja... das hat man davon mitten in der Nacht...

Ein weiteres Kater-Trauma. Irgendwie landet er auf dem Vordeck? Wo ist die Luke? Und wo ist unterm Bett??

Ich hole ein Handtuch und trockne ihn ab. Ich nehme ihn zum ersten Mal hoch und setze ihn etwas dichter an der Luke wieder ab. Auf diese Weise kann er den Eingang sehen und woher er gekommen ist. Sonst denkt er vielleicht noch, er muss wieder übers Wasser nach Haus... 

Cees beißt diese Mal nicht! Ich lasse ihn draußen an Deck und mache drinnen Geräusche, die er schon kennt. Nach einer Weile kommt er von alleine wieder herein. Gut! Das hat geklappt! Nach vier Tagen kommt er von selbst wieder herein. Ich frage mich, wann er den Steg entdeckt. Oder ob er wohl vier Tage an Deck bleibt und das Wasser studieren wird…?

Ganz offenbar hat er sich entschieden zu bleiben.