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Watt 'ne Herrlichkeit!

11.06.2023

Nach fünf Tagen in Leer ist der Mast wieder gestellt, die Segel sind angeschlagen und die neue Mannschaft hat ihre Plätze eingenommen. Sonntag früh um 8:00 Uhr passieren wir die Seeschleuse Leer, eine knappe viertel Stunde später die Emsbrücke. Erneut zeigt sich, dass wir keinen Moment zu früh oder zu spät losgefahren sind!

Es gibt nur den richtigen Moment und wir wissen ihn inzwischen zu ergreifen.

Um 8:14 Uhr ist Hochwasser in Leer. Es geht zum wiederholten Male zu Tal. Innerhalb von 4 Stunden legen wir etwa 60 km zurück und passieren die Hafeneinfahrt von Emshafen gegen Mittag. Unser Tagesziel ist das Groninger Wad.

In dem Moment, als das Wasser wieder aufkommt, ziehen wir die Segel hoch, um nicht mit zu viel Diesel und Lärm gegen den Strom ankämpfen zu müssen. Wir fahren neben dem Hauptfahrwasser und jetzt, wo der Wind nach der morgendlichen Flaute endlich auffrischt, schaffen wir es mit gemütlichen 2 knoten gegen den Strom vorwärts zu kommen. Zuvor wehte der Wind nicht stark genug, um rechtzeitig und mit dem Gezeitenwechsel vor der Einfahrt zu unserem Fahrwasser zu liegen. Jetzt aber segeln wir ein Stück Richtung Norden und lassen uns später Richtung Westen abfallen, um die Einfahrt ins Wattenmeer nehmen zu können. Wir haben noch etwas Zeit. Das Wasser steht jetzt noch nicht hoch genug.

Ich vermutete es schon. Wir sind alle Glückspilze! Denn wir haben alle Elemente auf unserer Seite – auch die Zeit und den Gegenstrom! Wir schieben uns vorsichtig auf die erste Untiefe. Zur Abendbrotszeit haben wir circa 10 Stunden Fahrt hinter uns und suchen uns einen Ort zum Ankern für die Nacht. 

Von der untergehenden Sonne, die heute Abend in allen Farben von holländisch-orange über lila-violett, blau bis purpur in die Kategorie Blockbuster fällt, sind wir verzaubert und fallen müde in unsere Betten. Für einen Spaziergang ist es zu modderig, aber für eine reiche Ernte an Herzmuscheln nicht weit ab vom Schiff reicht es allemal.

Die Gezeiten übernehmen von jetzt an unseren Tagesrhythmus – jeden Tag ein bisschen mehr. Die Geräusche von Austernfischer, Möwe, Löffelreiher und Seehund erfüllen unsere Raumzeit.

Den Kuckuck des DEK höre ich nur noch in meinem Kopf.