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Tor zur Oder

26.10.2022

Der Nebel ist weg. Es ist 10:00 Uhr als wir die Marina Oderberg hinter uns lassen. Die Sonne scheint. Das Wasser ist spiegelglatt. 45 Minuten fahren und wir nähern uns den Schleusen von Hohensaaten. Wenn wenn man hier mit dem Schiff anreist, hat man zwei Möglichkeiten: Die Schleuse zur Oder oder die Schleuse zur Hohensaatener-Friedrichstaler Wasserstraße, die neben der Oder verläuft.

Seit Beginn dieser Reise gilt meine Vorliebe dem Fluss, der Oder. Das Delta ist bekannt für seine Schönheit, seine Natur, die Vogelwelt, seine Landschaft und Dynamik. Als Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland ist die Oder seit 1945 bekannt. Da Europa jedoch immer mehr zusammenwächst, hat der Fluss hier seine Bedeutung als Grenze verloren.

Mit einer Länge von 854,3 km ist die Oder der dreizehntgrößte Fluss Europas. Das Einzugsgebiet umfasst Teile der Tschechischen Republik, Polens und Deutschlands und misst 118.861 km². Der Fluss entspringt in den Sudeten östlich der tschechischen Stadt Olmütz in Mähren und fließt über die Mährische Pforte und die Stadt Ostrava nach Polen.

Seit 1945 erreicht die untere Oder auf einer Länge von 162 km ab der Neißemündung die deutsch-polnische Grenze. Die letzten 59 km fließt die Oder wieder vollständig durch polnisches Staatsgebiet. Hinter Stettin erreicht die Oder das Stettiner Haff, den Punkt, an dem die Länge der Oder gemessen wird. Dieses Haff mündet dann bei Swinemünde in die Ostsee.

Der Haupthafen an der Oder ist Stettin, das am linken Ufer südlich des Ahffes liegt. Der wichtigste Binnenhafen ist Breslau. Weitere wichtige Städte an der Oder sind Ostrava in Tschechien, Oppeln in Polen und Frankfurt/Oder in Deutschland.

Das Einzugsgebiet der Oder liefert nur ein Drittel des Wasservolumens des Rheins, während der Rhein nicht viel länger ist. Ursache ist die geringere Niederschlagsmenge in Kontinentalpolen. Die Zuflüsse, die aus Gebirgszügen wie den Sudeten kommen, liefern den größten Teil des Regenwassers.

Aufgrund der unregelmäßigen Niederschlagsverteilung über das Jahr weist die Oder sehr schwankende Wasserstände auf und das Einzugsgebiet wird regelmäßig überschwemmt. Der Wasserstand ist im März/April und oft im Juni/Juli am höchsten. In der zweiten Jahreshälfte kann der Wasserstand so niedrig werden, dass die Schifffahrt komplett zum Erliegen kommt.

Deshalb bin ich gespannt, ob uns die Schleuse bei Hohensaaten passieren lässt. Nach unseren Recherchen und Berechnungen sollten wir mit unserem Tiefgang problemlos den Fluss befahren können...

Ich melde uns über UKW als Sportschiff an, 25 m lang - wie immer! Aus der Karte entnehmen wir, dass wir hier in Hohensaaten zwei bis zweieinhalb Meter hochgeschleust werden müssen. Die Leute sind neugierig auf unseren Tiefegang. Ein Kahn wie dieser ist hier wahrscheinlich in den letzten 150 Jahren nicht passiert.

Die Stimme begrüßt uns und öffnet die mächtige Hubtür. Die Schleuse ist relativ klein für Schiffe mit einer maximalen Länge von 80 m. Natürlich begann der Bau der Wasserstraßen hier im Jahr 1914. Die Abmessungen der Bauwerke entsprechen denen des alten Schiffshebewerks. Wir werden nur einen Meter nach oben geschleust. Algenbewuchs an den Seitenwänden zeigt, dass dies wochenlang die Schleusenhöhe gewesen sein muss.