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Teltowkanal - Vergessenes Fahrwasser

29.09.2022

Unser Tor nach Berlin ist der Teltowkanal; ganz einfach, weil wir dort mit gelegtem Mast durch alle Brücken passen und wir damit den längsten Teil der Spree durch Berlin befahren können. 

Der Teltowkanal wurde bereits 1906 unter Kaiser Wilhelm II, Prinz von Oranje-Nassau als Wasserstraße fertig gestellt und ist damit genauso alt wie die Antilope. Er diente zur Entlastung der Stadthäfen von Berlin und der nördlicher gelegenen Wasserstraßen. Außerdem verbindet er die Postdamer Havelgewässer mit den südlichen Wasserstraßen zur Oder. Die für Berlin in dieser Zeit typischen unmotorisierten Frachtkähne wurden hier mit elektrischen Treidellocks gezogen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der deutsch-deutschen Teilung war der Kanal für lange Zeit unpassierbar. 1981 wurde der Kanal teils wieder eröffnet. Erst seit 2000 ist der Kanal wieder in voller Länge passierbar. 

Der Kanal ist insgesamt 38 km lang und hat bei Kleinmachnow eine Schleuse, die ebenfalls im Jahr 1906 als Zweikammerschleuse erbaut wurde. Die Schleuse steht heute unter Denkmalschutz. Hier in Berlin ist es nicht ungewöhnlich, dass man mehrere kurze Kanäle an einem Tag von Anfang bis Ende passiert. So fahren wir auch noch über den kurzen Britzer Verbindungskanal bis zur Spree.

Die Ufer beider Kanäle sind entweder nur industriell erschlossen oder sehr dicht bewachsen. Man gewinnt den Eindruck, dass die Ufer noch nicht entdeckt sind als Wassergrundstück, Parkweg oder Naherholungsgebiet für den städtischen Nachmittag. Ein paar Jugendliche rauchen Joints unter den Brücken, sprühen ihre Graffitis an die Mauern oder angeln.

Es wirkt fast ein bisschen hoffnungslos. Alte Industriestandorte sind als Ruine bewahrt geblieben und ungenutzt. 

Umso überraschter sind wir, als wir plötzlich auf der Suche nach einem Platz für die Nacht im kürzlich erbauten Hafen von Tempelhof Einzug halten. Die Kulisse wirkt etwas künstlich, weil viele Dinge verspielt restauriert und zurück gebracht wurden. Ein pompöser Rathausbau erinnert an New York City. Der Hafen gegenüber dagegen ist fast schon kitschig. Nichtsdestotrotz sind wir willkommen und dürfen längsseits festmachen an der "Alte Liebe Tempelhof".

Für Berlin ein ruhige Nacht!