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"Sportboot, 22 m lang!"

16.09.2022

Ist man in Deutschland privat Besitzer von einem Boot, dann heisst das "Sportboot". Die niederländische Übersetzung ist etwas freier und sagt nichts aus über die Fahrzeuglänge. Sobald ich mich an einer Schleuse oder Bootstankstelle melde, muss ich fragen, ob es Platz für ein "Sportboot" gibt. Meistens sage ich "Sportschiff", aber das bedeutet nicht, dass jeder versteht, dass ich ein UKW-Funkgerät haben muss und dass ich ein AIS habe. In der Vorstellung der meisten Hafenmeister und Schleusenwächter bin ich dann eine Yacht.

Zu den ersten Herausforderungen auf der Weser gehört also das Finden einer Bootstankstelle für Sportboote mit einer Länge von 22 m. Wenn wir nicht hinter der Schleuse Bremen tanken, müssen wir eigentlich gar nicht weiter fahren. Als erstes probiere ich also eine Tankstelle für die Binnenschifffahrt aus, die auf meiner Karte steht.

"Aber hören Sie mal! Sie sind ein Sportboot und wir sind ein Ministerium. Sie können hier nicht tanken. Das ist für die Handelsschifffahrt!"

Nun, das steht nicht auf dem Verkehrsschild. Dort steht: Fuldahafen, UKW 3.

Ich frage, wo ich mit einem 22 m langen "Sportboot" tanken kann. Ich werde an eine nächste Marina verwiesen. Nach ein paar Anrufen, ruft mich ein Hafenmeister zurück: "Ja. Sie können bei uns tanken. Wie lang sind Sie?" - Natürlich immer noch "22 m lang"!

"Kommen Sie mal! Wir hatten hier vorher ein Boot von 18 m Länge. Dann passen Sie auch. Sie fahren in den Hafen ein und dann den rechten Teil des Hafens und dann lassen Sie die sehr teure Yacht an Backbord und fahren immer geradeaus."

Nun, denke ich. Okay... Wir müssen tanken!

Der Hafen ist etwa 150 m lang. Ich lasse die Schwerter herunter, damit ich die Antilope notfalls drauf legen kann, falls uns der Wind aus dem Fahrwasser wehen will, während ich sehr vorsichtig fahren muss. Die Damen stehen parat mit Fendern. Sie müssen! Denn für eine Kollision sind die Yachten viel zu teuer.

Hier ist es 1,80 m tief. Ich sehe die Tankstelle. Noch 80 m. Natürlich gibt es auf dem letzten Teil ein Schlauchboot von 1,50 m Länge. Ich denke mir 'was für ein schöner Fender'. Aber bevor der Wind uns verweht, liegen wir still auf den Schwertern. Zum Glück. Der Herr holt sein Schlauchboot trotzdem schnell aus dem Wasser – nur um sicherzugehen.

Wir fahren auf den Zentimeter genau zur Tankstelle. 200 Liter sind noch drin. Genug für uns!

Plötzlich stellen wir fest, dass der Schlauch von der Tankstelle nur 15 m lang ist. Schade... Soll die ganze Zentimeterarbeit umsonst gewesen sein? Meine Tanköffnung ist 19 m von der Zapfsäule entfernt.

"Hast du ein Stück Schlauch?"

Ja! Natürlich zaubere ich meinen alten Trinkwasserschlauch herauf. Die Männer staunen nicht schlecht, als wir damit beginnen, den alten Schlauch über die Zapfpistole zu ziehen, mit Hilfe von Taschenmesser, einer Schlauchschelle, etwas Seife und heißem Wasser... Das haben sie noch nie gesehen. Ein Schiff voller Frauen und einer ganzen Flasche Gleitgel.

Die meinen das Abwaschmittel!

Die beiden mögen uns so sehr, dass sie gerne helfen... Die Männer fragen sich schon, ob wir mit Absicht eine Frauentour machen.

„Nein. Unsere Männer segeln lieber und wir sitzen einfach gerne bei Regen und Herbststurm auf dem Wasser und finden Lösungen für einen zu kurzen Schlauch von der Bootstankstelle…“ Was für ein fröhlicher Austausch von Humor, Witz, Know-How und dem Versuch 150 Liter Diesel in den Tank zu bekommen.

Hier kommt unser nautischer Tausendfüßler ins Spiel. Meza weiß genau, wie heiß das Wasser sein muss, wie man den Schlauch etwas dehnt und wie man das Gleitmittel an die Zapfpistole schmiert. Ich bin beeindruckt. Der junge Hilfshafenmeister ist sogar sprachlos.

Meza selbst hat seit langem ein historisches Schiff, auf dem sie lebt. Ich frage mich ob ich, wenn ich in ihrem Alter bin, ebenso schnell und klug Entscheidungen treffen werde. Es ist schön, so voneinander zu lernen...

Leider läuft der Diesel etwas langsam durch unsere Konstruktion. Die Kombination aus Schlauch und deutscher Zapfpistole, die bei Überdruck automatisch stoppt, funktioniert nicht sehr gut. Die Männer arrangieren schnell große Kanister für uns und in wenigen Minuten ist der Tank wieder voll.

Wir haben Zeit verloren. Leider haben wir unser Tagesziel zum Flusskilometer 296 nicht erreicht. Natürlich müssen wir noch 150 m rückwärts geradeaus, um wieder aus dem Yachthafen auf die Weser herauszukommen. Das dauert etwas...

Wir sind nämlich ein "Sportboot, 22 m lang".