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Schiffshebewerk Rothensee

16.05.2023

Wir nehmen das im Jahr 1938 fertiggestellte Schiffshebewerk Rothensee. Warum entscheiden wir uns dazu? Weil wir jetzt hier sind! Weil es unter anderem für Frachtschiffe unserer Größe gebaut wurde! Weil dies Teil unserer Exkursion zur Experimentellen Archeologie ist und weil ich Euch dieses Bauwerk nicht vorenthalten kann!

Obwohl die Männer, die das Hebewerk bedienen, heute lange auf uns warten mussten, öffnen sie das Tor im Unterwasser. Als sie sehen, dass unser Fahrzeig mindestens so alt sein muss, wie Ihr Hebewerk, huscht ihnen ein Lächeln übers Gesicht.

Abhängig vom Wasserstand der Elbe kann man mit diesem Schiffshebewerk einen Höhenunterschied zwischen 11 m und 18 m überwinden. Da es sich um ein Industriedenkmal aus vernietetem Stahl handelt und die Aufzugstechnik etwas ganz Besonderes ist, wird das Schiffshebewerk heute von einer gemeinnützigen Stiftung, der Stadt Magdeburg und von Spendern und Liebhabern traditioneller Technik gepflegt und bewegt.

Mit dem Bau des Mittelandkanals bis einschließlich Magdeburg bis 1938 ist das Hebewerk Teil der alten Wasserstraßenquerung über die Elbe. Hier konnten Schiffe den Mittellandkanal verlassen und in den Güterhafen Magdeburg einlaufen oder über Elbe und Havel nach Berlin weiterfahren. Gebaut wurde der Aufzug von der Krupp Gruson AG, die damals hier in Magdeburg einen Handelssitz hatte.

Das Hebeprinzip des Beckens basiert auf zwei Schwimmkörpern, die in zwei Brunnen unterhalb des Hebewerkes in eine Tiefe von etwa 60 m in den Boden eingelassen sind.

Die Schwimmer verdrängen jeweils ein Volumen von 2.700 m3 Wasser, sind 36 m hoch und haben einen Durchmesser von 10 m. Die Brunnen haben einen Durchmesser von 11 m.

Auf den Schwimmern ist die Stahlkonstruktion montiert, die das Hebebecken mit eine Länge von 85 m, einer Breite von 12 m und einer Tiefe von 2,5 m mittels vier 30 m langen feststehenden Schraubspindeln hebt und senkt. Die Muttern, die sich um das riesige Schraubengewinde drehen, treiben den Hebevorgang an. Die Muttern selbst werden alle mit der gleichen Geschwindigkeit von 8 Gleichstrommotoren zu jeweils 44 kW bewegt.

Eine Fahrt mit dem Aufzug dauert 3 Minuten; 20 Minuten inklusive Ein- und Ausfahrt. Das Gesamtgewicht, das mit den Schwimmern bewegt wird, beträgt 5.400 t. Damals wurde das Hebeprinzip erstmals in einer so großen Dimension in die Praxis umgesetzt. Die Bauzeit dauerte 8-10 Jahre.

Mit dem Bau der Sparschleuse Rothensee (2001) verlor das Schiffshebewerk für die moderne Schifffahrt an Bedeutung und wurde 2006 geschlossen. Erst auf Initiative der Stadt Magdeburg wurde das Schiffshebewerk 2013 für Sportboote und Passagierfahrten wieder eröffnet.

Heute, am 16. Mai 2023 fährt das Hebewerk nur für uns. 

Der Weg über die Elbe hat sich gelohnt!