Odyssee auf der Havel
08.10.2022Vom Finowkanal geht es zurück nach Ketzin. Immerhin hat die Zeitung einen Tag des offenen Schiffes für uns organisiert und so haben wir nächsten Sonntag einen Termin. Dafür will ich die Wasserstraßen, die Havel und Spree miteinander verbinden, über Berlin Spandau befahren. Wir fahren zurück zu Göring's Lastkähnen, um die Nacht hier vor Anker zu verbringen.
Noch einen Tag und wir sind wieder da...
Einfachheit hat das Schiff übernommen. Von unserem reichhaltigen Streifzug durch das Niemandsland sind noch ein paar Eier übrig. Wir haben Nudeln und frische Tomaten aus Opa's Garten. Das Fischen war bisher nicht erfolgreich. Aber wir haben das da nötigste an Bord. Bevor abends der Holzofen ausgeht, stopfen wir die Füße unter die Decke und genießen eine Nacht mehr die Stille auf dem Wasser. Es gibt genug Feuerholz, um morgens das letzte Brot zu toasten. Der Kaffee ist köstlich.
Wieder haben wir seit fast einer Woche keinen Landstrom mehr gebraucht. Die Lichtmaschine im Maschinenraum verrichtet täglich zuverlässig ihren Dienst.
Wir starten den Motor und wollen über Spandau zurück. Es scheint der schönere Weg zu sein. Zu zweit lichten wir den Anker. Gelegentlich werden wir von der Wasserschutzpolizei begleitet, die eine Weile um uns herum fährt. Die Schleuse in Spandau ist leider noch geschlossen wegen des niedrigen Wasserstandes an der Havel. Nachdem die Telefonnummer nicht funktionierte und kein UKW-Kanal von Norden kommend angegeben wurde, verpassen wir die Nachricht und die Wasserschutzpolizei freut sich, dass sie die ganze Zeit um uns herum fährt.
Spandau ist schön. Gartenhütten am Wasser. Hier und da sitzt jemand draußen bei einem Kaffee, genießt und winkt. Aber das Schleuse ist zu. Wir müssen zurück.
Ich denke darüber nach, den Kanal in die Stadt zu nehmen, den wir auf dem Hinweg gefahren sind. Fast bei der Schleuse Plötzensee müssen wir feststellen, dass eine zweite Schleuse auf aufgrund einer Regatta im Stadtgebiet nicht bedient wird. Auch hier ist kein UKW-Kanal angegeben, der diese Informationen verbreitet. Nur durch Zufall erfahre ich, dass wir auch hier nicht weiterkommen. Zum Glück bemerken wir es rechtzeitig und drehen wieder um.
Unterwegs sehen wir einen Verein, der Kanu-Rugby spielt. Ich wusste nicht, dass es das gibt, und ich bin froh, dass ich wenigstens das heute gelernt habe.
Eine vierstündige Odyssee, und wir landen wieder bei Görings Barkassen. Eigentlich wollte ich schon in Ketzin sein. Ludger macht tapfer mit, will aber endlich wieder an Land gehen.
So wählen wir um circa 12:00 Uhr den Kanal, den ich nicht wählen wollte und passieren Orte, die auch gesehen werden wollen...