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Moooooiiin!

10.09.2022

Unsere Besuche in Leer und später in Papenburg zeichnen sich durch etwas Auffälliges aus. Es zaubert mir ein Lächeln auf mein Gesicht und erleichtert mein trauriges Herz. Sobald ich irgendwo mit der Antilope festmache oder (her)einlaufe, seien es die Häfen, wo wir übernachten, die Schleusen, die UKW-Kanäle, die Bäckerei, die Ostfriesische Teestube, die Touristeninformation, der Waschsalon, die Eisdiele oder der Supermarkt... überall bekomme ich als Antwort auf mein holländisches "Hoi!" ein freundlich geträllertes „Moooooiiiin“ zu hören. Normalerweise wird die Intonation auf dem „o“ und „i“ so lange gedehnt, dass es wie ein kleines Liedchen klingt.

Wie froh mich das macht!

Die Besuche in den historischen Stadtkernen beider Städte sind kurz, aber charmant. Während im lebendigen Leer ein Stück mittelalterliche Geschichte zu schnuppern und die Nähe zur Küste noch spürbar ist, wirkt Papenburg als älteste und längste Fehnkolonie etwas zu perfekt restauriert und künstlich hergerichtet. Trotzdem statten wir dem historischen Stadtzentrum einen Besuch ab.

Mittlerweile habe ich die Crew für Route 2 an Bord. Wir geben uns Raum und schlingern uns aufeinander ein. Nach zwei Stunden Fahrt legen wir direkt gegenüber der bekannten Meyer Werft an, die hier in Papenburg eine lange Geschichte hat. Gegenüber wird ein neues Kreuzfahrtschiff fertig gestellt. Ich zähle ungefähr 12 Stockwerke oder mehr.

Der Hafenmeister des Yachtclubs Papenburg ist so freundlich, uns mit dem Auto mitzunehmen in die Stadt. Er kommt aus Ostfriesland und sein „Mooooiiin“ zeigt unmissverständlich, dass er gerne unser Tau annimmt.

Der kleine historische Kanal im Zentrum von Papenburg ist nicht mehr für den Schiffsverkehr geöffnet. Stattdessen schweben hölzerne Hingucker zwischen Brücken, die nie wieder für die Frachtfahrt geöffnet werden. 

Bei einem Stadtfest in Papenburg begegnen wir noch einmal dem Post- und Passagierschiff Prins Heinrich. Ein Crewmitglied führt uns durch das im Jahr 1909 auf der Meyer Werft gebaute Schiff. Der Dampfer verfügt über zwei Dampfmaschinen, jeweils eine pro Schraube, die beide mit Dieselöl betrieben werden. Ursprünglich wurde der 37 m lange genietete Rumpf gebaut, um als Fähre Passagiere und Post von Emden nach Borkum zu befördern. Beeindruckend die Geschichte des Dampfers, der nun vollständig restauriert auf der Ems Rundfahrten anbietet.

Nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen wandern wir zurück zur Antilope.

Am nächsten Tag legen wir den Mast der Antilope und setzen unsere Reise mit der Welle des steigenden Wassers in Richtung Dortmund-Ems-Kanal fort.