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Lanterfanten auf dem Küstenkanal

11.09.2022

Nachdem wir die schlammig-graue Ems und den Dortmund-Ems-Kanal hinter uns gelassen haben, geht es auf dem Küstenkanal weiter nach Osten. Bis einschließlich Oldenburg fahren wir ca. 70 km auf einem ziemlich stark begrüntem Wasserweg. Links und rechts Bäume und Wälder, über Backbord fahren wir parallel zur N401. Der Küstenkanal ist die nördlichste Verbindung zwischen Ems und Weser. Von der Torflandschaft nördlich und südlich des Kanals ist aufgrund der Uferbewachsung nicht viel zu sehen. Der Kanal fließt ein ganz kleines Bisschen.

Die Route ist relativ kurz. Wir haben also Zeit und nutzen sie für weniger Fahrstunden und mehr Ruhe. Die Herbstsonne lächelt kräftig über unseren Köpfen. Wir kochen uns was leckeres. Das Anlegen mit der neuen Crew klappt prima. Am Anfang brauchte es etwas Übung. Nach mehreren Gesprächen über das Wie, Was und Warum wird klar, wer auf welchen Schiffen was anders gelernt hat und warum. Schön, so zusammen zu wachsen. Der eine hat einen Tipp für den anderen...

Einen Platz für die Nacht zu finden ist bei einem großen Sportschiff nicht einfach. Die meisten Anlegestellen sind für die Berufsschifffahrt gemacht und die Pfähle liegen für uns zu weit auseinander. Anlegestellen für Sportboote sind in der Regel nicht vorhanden oder sehr klein. Aber die Binnenschifffahrt kooperiert. Wir können eine Nacht neben Capella schlafen. Eine weitere Nacht sind wir halb vor Anker und liegen mit unserem Heck auf einem kleinen Steg.

Hier in einem sehr ruhigen friesischen Dorf kommen am Sonntagnachmittag Menschen vorbei und sind neugierig. Ein Passant filmte unser Anlegemanöver. Ein anderer Herr kommt zu uns und freut sich so sehr für uns und unsere Reise... - er würde am liebsten mitkommen... Als Dankeschön für ein gutes Gespräch oder weil ihm gefällt was wir tun und er uns unterstützen möchte, bekommen wir 2 kg Äpfel geschenkt. Was für ein fruchtiger Geruch hängt im Schiff. Was machen wir damit...?? Trocken an der Segelwinde!

Wir berechnen, ob der Diesel nicht zu knapp wird. Wir haben in Delfzijl getankt, aber nach unseren Berechnungen schaffen wir es gerade so nach Bremen. In Oldenburg erreichen wir die Hunte, ein Gezeitenfluss, der genauso schön ist wie Ems und Weser. Mit einer guten Planung und den Gezeiten können wir etwas Diesel sparen. Unterwegs bekommen wir Tipps von einigen Binnenschiffern. In den Schleusen ist Zeit für ein Schwätzchen.

Hoffentlich geht das gut. Wir sollten nicht 10 Mal mit einem 10-l-Kanister zu einer Tankstelle hin und her laufen müssen. Unterwegs überlegen wir uns, wie wir den Diesel aus dem Tank vorne in den Tank hinten bekommen und pumpen sicherheitshalber noch ein bisschen mit der Altölpumpe um. So ein praktisches Ding. Gut, dass ich es herumliegen habe.

Von Oldenburg geht es mit dem Ebbstrom der Hunte mit 7,5 Knoten nach Elsfleth. Das Wasser läuft schnell ab. In dem Moment, wo wir die Eisenbahnbrücke in Oldenburg um eine Öffnung bitten, passen wir nicht durch. Zwanzig Minuten später, mit der Öffnung der Brücke, ist der Wasserspiegel um 30 cm gesunken. Von den ursprünglich berechneten anderthalb Stunden Fahrzeit auf der Hunte benötigen wir nur eine Stunde, um den gesamten Fluss zu befahren. Wir fahren enge Kurven und bei Ebbe entsteht der Eindruck einer rasanten Talfahrt mit beeindruckender Landschaft an den Ufern. Bei Elsfleth geht es auf die Weser und dank Flut und einer Geschwindigkeit von 7,5 Knoten sind wir wieder rund eineinhalb Stunden früher als berechnet im Europahaven in Bremen.

Dank der Flutströmung war der Diesel nicht so kanpp, wie wir im Voraus kalkuliert hatten.

Und ach ja. Unser Flügel oben an der Mastspitze ist in eine Schleuse von einer Yacht abgefahren. Leider fiel die gesamte Flagge mit all ihren Einzelteilen ins Wasser und versank sofort. Was haben wir unterwegs sonst zu tun, als zu wieder einmal zu basteln...