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Der Geist des DEK

02.06.2023

Wir erwachen im Unterwasser der Venhaus-Schleuse an der brandneuen Spundwand. Um 9:00 Uhr verlässt das Binnenschiff Annegret die Schleusenkammer und nach gestern wissen wir, dass es klug ist, anzuschliessen. Denn dann kçnnen wir problemlos alle Schleusen passieren. Konvoi also! Das machen wir uns zu nutze.

Wir wollen es heute bis nach Haren schaffen und erneut versuchen, in einem alten Flussarm dahinter zu ankern. Das bedeutet für uns mindestens 5 Schleusen und 50 Kilometer. Wir bewegen uns mit dem Strom des Tages. Annegret hat eine Reisegeschwindigkeit, die für uns problemlos einzuhalten ist. Manchmal müssen wir selbst vom Gas gehen. Aber langsamere Abschnitte eignen sich gut zum Mittagessen und für einen schönen Tag auf dem Wasser. Nicht zu heiß und nicht zu kalt.

Mittlerweile wissen wir, dass die Nischenpoller in den Schleusen teilweise fehlen. Manchmal darf man nicht darauf abbremsen. Gloria schleust, als hätte sie ihr Leben lang mit nichts anderem bestritten. Die Natur ist alt und scheint durch die Baumreihe über Steuer- und Backbord authentisch hübsch. Dahinter kann man allerdings Straßen erahnen, eine Autobahn vielleicht, Campingplätze - und Industriehäfen kann man natürlich nicht verfehlen. In den Wäldern versteckt gibt es eine tote Teststrecke für den Transrapid.

In Haren – also Haren in Deutschland – versuchen wir anzulegen. Wir sind hier keine 14 km von der niederländischen Grenze entfernt. Leider hat der örtliche Yachthafen nur einen großen Platz und dieser wurde gerade vergeben. Der Hafenmeister versucht noch einmal mitzudenken und schlägt vor, dass wir an der historischen Schleuse anlegen können. Es gibt einen kleinen Wartesteg und wenn wir fragen, ist das vielleicht möglich.

Eigentlich wollen wir nur ein paar Einkäufe erledigen und dann vor Anker gehen, aber als wir endlich festmachen, haben wir 8 Stunden Fahrzeit hinter uns und sind froh, dass der Motor aus ist. Die Sonne, die Luft und die Bäume erzeugen in uns eine erschöpfte Zufriedenheit. Die Antilope fügt sich gut ins Bild der Ausstellung historischer Schiffe hier am Wasser und die Menschen in Haren heißen uns willkommen und freuen sich.

Wir hatten einen schönen Tag auf dem DEK. Allerdings war es uns auf den letzten 50 km zu keinem Zeitpunkt möglich, festzumachen. Glücklicherweise hat Annegret ihren Beitrag geleistet.

Der DEK ist gebaut für den Arbeits- und Durchgangsverkehr. Das war damals schon so und so hängt der Geist des Kanals über dem Wasser. In der Natur an den Ufern kann man den Eindruck bekommen, dass es sich bei diesem Kanal um einen jüngeren Bruder des Finowkanals handelt. Das kulturelle Erbe aber, die alten Schleusen zum Beispiel, sind nicht mehr bewahrt geblieben.

Von den wenigen Menschen die uns begegnen, haben die wenigsten eine Verbindung mit dem Wasser. Auch auf den zweiten Blick wird es für uns keine Liebe auf den zweiten Blick.